Migräne bei Kindern – Ursachen, Behandlung und Vorsorge

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Wer an Migräne denkt, der bringt diese Erkrankung normalerweise mit Erwachsenen in Verbindung. Dabei fallen fast 10% der Fälle auf die Erkrankung von Kindern. Migräne bei Kindern festzustellen erweist sich jedoch schwieriger, weil die Symptome bei Kindern stark von denen bei Erwachsenen abweichen können. Je nach Alter können Kinder die Symptome auch nicht eindeutig beschreiben. Allzu häufig verschwinden die Anzeichen nach einem Nickerchen oder werden mit Magen- und Darmerkrankungen verwechselt.

Was ist Migräne?

Migräne wird als anfallsartiger Kopfschmerz definiert, der in unregelmäßigen Abständen wiederkehrt. Der Schmerz tritt häufig einseitig, also nur an einer Kopfhälfte auf. Im Verlauf ist jedoch eine Ausdehnung auf die jeweils andere Seite möglich. Die Kopfschmerzen können pulsierend, pochend oder stechend sein und wenige Stunden bis mehrere Tage anhalten. Häufige Begleiterscheinungen sind Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Überempfindlichkeiten gegenüber Lärm, Licht und Gerüchen. Jede körperliche Anstrengung verschlimmert den Kopfschmerz, weswegen die meisten Patienten ihren Alltag unterbrechen müssen und zu Bettruhe aufgerufen sind. Die klassische Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Die sogenannte Migräne mit Aura ist eine Sonderform und kommt bei 10-15% der Patienten vor. Bei diesen Menschen kündigt sich die Migräneattacke mit Sehstörungen vor den eigentlichen Kopfschmerzen an. Diese Sehstörungen werden als Aura bezeichnet.

Migräne bei Kindern

Migräneanfälle können bei Kindern fast unbemerkt verlaufen. Einige Kinder sind auffallend unruhig, gähnen aber häufig und schlafen während des Migräneanfalls ein. Nach einem kurzen Schlaf können sie fast beschwerdefrei wieder aufwachen. Häufig treten Magen- und Darmprobleme auf. Die Kinder klagen über Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall. Viele Kinder beschreiben die Wahrnehmung fremdartiger Gerüche. Häufiger Durst und Harndrang können ebenfalls Migräne-Symptome sein. Es können sogar Sprachprobleme und Lähmungserscheinungen auftreten. Bei einigen Kindern kommt es zu Schwindelanfällen und halluzinatorischen Sinneseindrücken. Diese Wahrnehmungen werden als Alice-im-Wunderland-Syndrom bezeichnet und können mit den Symptomen der Aura bei Erwachsenen verglichen werden. Ein Migräneanfall bei Kindern dauert zwischen 2 und 72 Stunden. Häufig beginnen die Kopfschmerzen am Morgen nach dem Aufstehen und klingen im Verlauf des Vormittags wieder ab. Hier könnte der Eindruck entstehen, dass das Kind die Schule schwänzen möchte. Solch ein Verlauf ist jedoch typisch und sollte nicht als Simulation verstanden werden.

Ursachen und Auslöser

Migränekopfschmerzen entstehen durch Entzündungsprozesse an den Blutgefäßen der Hirnhäute. Die lokale Entzündung führt zu erhöhter Schmerzempfindlichkeit der Gefäßhäute. Daher tut jede Erschütterung durch Bewegung weh.

Typische Auslöser der Migräne bei Kindern können sein:

– Schulstress und Angst (z.B. vor Klassenarbeiten, Angst vor der Reaktion der Eltern auf schlechte Noten)
Freizeitstress (zu viele Termine wie Tanzkurs, Musikschule, Nachhilfe, Sport, etc.)
– Fernsehen und Computerspiele
– Sport ohne Essen
– zu niedriger Blutzucker durch ausgelassene Mahlzeiten
– falsche Ernährung (zu viel Milch, Eier, Schokolade)
– Hunger
Hirnfrost (oder Kältekopfschmerz) nach dem Genuss von Eis
– bei Mädchen häufig nach Einsetzen der Regelblutung
– unregelmäßige Schlafenszeiten und zu wenig Schlaf
– äußere Druckbelastungen auf den Kopf (Haargummis, Stirnbänder, Kappen und Mützen)
– Umwelteinflüsse wie Autoabgase, Deodorant und Parfüm sowie Lösungsmittel (z.B. in Bastelkleber oder Farbe)

Behandlung und Therapie bei Kindermigräne

Grundsätzlich gilt: Alle Medikamente müssen an das Körpergewicht der Kinder angepasst werden. Üblicherweise werden Ibuprofen und Paracetamol empfohlen. Die Medikamente können je nach Vorlieben der Kinder als Tabletten oder Saft verabreicht werden. Treten gleichzeitig Übelkeit und Erbrechen auf, kann auch ein Zäpfchen das Mittel der Wahl sein. Eltern sollten sich beim Kauf der Medikamente nicht ausschließlich auf den Apotheker verlassen, sondern einen Arzt aufsuchen.

Tipps gegen Migräne bei Kindern:

– ruhig bleiben (zeigen Sie selbst keine unnötige Nervosität oder Hektik)
– das Kind vor äußeren Reizen abschirmen (keine Fernsehen, kein Radio, kein Lärm)
– Raum abdunkeln, frische Luft zuführen
– kalter Lappen auf Stirn oder Nacken
– unterstützend Pfefferminzöl auf Schläfen und Stirn auftragen
– auch Massagen helfen (Fußmassage oder einfach entspannende Berührungen)

Es ist ratsam, bei Kinder-Migräne ganz auf Medikamente zu verzichten und stattdessen zunächst auf Hausmittel zu setzen. Häufig bessern sich die Symptome nach wenigen Stunden oder nach einem erholsamen Schlaf.

Migräneattacken vorbeugen

Gerade bei Kindern treten Migränekopfschmerzen gehäuft im Zusammenhang mit äußeren Faktoren auf. Machen Sie sich solche Umwelteinflüsse bewusst, indem Sie ein Migränetagebuch führen oder bestimmte Umstände als Auslöser für die Migräne Ihres Kindes feststellen. Generell ist Vorbeugung besser als eine akute Behandlung. Und mit einfachen Maßnahmen, lassen sich Migräneanfälle bereits im Vorfeld erkennen und verhindern.

Empfehlungen:

– ausreichende Pausenversorgung (Getränke, Pausenbrot)
– stressfreier Tagesablauf, ausreichend Pausen
– gesunde Ernährung (Verzicht auf Konservierungsmittel und Farbstoffe, etc.)
Entspannungsmethoden wie Fantasiereisen oder Meditation
– sprechen Sie vor Klassenarbeiten mit Ihrem Kind über dessen Nervosität

Migräne kann bei Kindern ab dem ersten Lebensjahr vorkommen. In der Regel beginnen Kopfschmerzen im zweiten bis dritten Lebensjahr regelmäßig zu werden. Viele Kinder können die Schmerzen noch nicht begrifflich benennen und sprechen von Bauchschmerzen oder Übelkeit, meinen aber Kopfschmerzen.
Ab dem Grundschulalter steigt die Wahrscheinlichkeit für Spannungskopfschmerzen an, was mit den erhöhten Leistungsanforderungen in Verbindung gebracht werden kann. Im ersten Schuljahr klagen Jungen häufiger über Kopfschmerzen, ab dem 14. Lebensjahr etwa sind öfter Mädchen betroffen. Die Migräne sollte möglichst früh behandelt werden, um eine Chronifizierung zu verhindern. Treten die Attacken häufiger auf, sollte neben der Verhaltensänderung zur Vorbeugung eine medikamentöse Vorsorge erwägt werden. Dies kann auch sinnvoll sein, wenn die Beschwerden sehr ausgeprägt sind.

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Beitragsbild © Myriams-Fotos / Pixabay
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