MS-Progression verstehen: Symptome im Blick behalten

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Caro über ihr Leben mit Multipler Sklerose

„Ich schaffe das – und noch viel mehr!“ Dieses Mantra ist Caros tägliche Motivation. Die 60-Jährige ist eine von rund 280.000 Menschen in Deutschland, die mit Multipler Sklerose leben. Trotz der Herausforderungen, die die Krankheit mit sich bringt, lässt sie sich nicht unterkriegen, bleibt zuversichtlich – und macht anderen Mut. Das ist nicht immer leicht, denn wie sich MS äußert und wie sie verläuft, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und nicht vorhersehbar. Neue Erkenntnisse aus der Forschung helfen jedoch, besser zu verstehen, wie und warum eine MS kontinuierlich voranschreiten kann.

Caro lebt seit mehr als 20 Jahren mit MS und hat in dieser Zeit Veränderungen an sich und der Krankheit festgestellt. Ihre Schübe, also die akuten Verschlechterungen, die sich in Teilen zurückbilden können, wurden mit der Zeit seltener. Dennoch bemerkte Caro eine Verschlechterung ihrer Symptome. Alltägliche Strecken wie der Weg zum nächsten Supermarkt wurden zur Herausforderung. Blasenstörungen, chronische Erschöpfung und eine zunehmende Müdigkeit kamen hinzu. 2012 dann die Gewissheit: Ihre MS war in eine sekundär progrediente Verlaufsform (SPMS) übergegangen – eine Form, bei der sich die Symptome auch ohne akute Schübe schleichend verschlechtern.

Einschränkungen wie eine Fußheberschwäche und kognitive Störungen machen Caro seitdem mehr und mehr zu schaffen. Der Rollator ist ihr ständiger Begleiter, bei längeren Wegen greift sie zum Rollstuhl. Doch von den zunehmenden Einschränkungen lässt sich Caro nie unterkriegen:

„Ich habe gelernt, mit der MS umzugehen. Aber man muss sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Es kommt niemand und nimmt einen an die Hand.“

So hat Caro einen neuen Lebensweg eingeschlagen. Ihren Beruf als Medizinisch-Technische-Laborassistentin musste sie schweren Herzens aufgeben, entdeckte dann aber neue Stärken und Möglichkeiten. Heute schreibt sie den erfolgreichen Blog „Frauenpower trotz MS“, leitet eine Selbsthilfegruppe und verfasst Kinderbücher.

Ein neuer Blick auf MS: zwei Entzündungsprozesse im Fokus

Ähnlich wie Caro sind auch andere Betroffene mit anhaltenden, sich schleichend verschlechternden Symptomen konfrontiert. Aktueller wissenschaftlicher Konsens ist, dass MS von zwei unterschiedlichen Entzündungsprozessen angetrieben wird. Die akute Entzündung führt zu Schüben, deren Symptome sich nach einiger Zeit wieder zurückbilden können. Der chronisch schwelende Entzündungsprozess trägt dagegen zu einer kontinuierlichen, schleichenden Verschlechterung bei. Er ist wahrscheinlich für den größten Teil des Fortschreitens der MS (Progression) verantwortlich. Eine gezielte medikamentöse Behandlung ist bisher nicht möglich, wird aber erforscht.

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Veränderungen wahrnehmen und aktiv werden

Für Betroffene mit MS wie Caro ist es wichtig, sensibel auf Veränderungen im Alltag, z. B. Konzentrationsprobleme oder Gleichgewichtsstörungen, zu achten. Auch wenn die MS unter Kontrolle zu sein scheint, sollten Betroffene stets im Gespräch mit behandelnden Neurologen bzw. Neurologinnen bleiben.
Mehr zu den neuen Erkenntnissen rund um die MS gibt es unter:
www.ms-perspektivwechsel.de

Foto: Daniel Möller
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