Wissenswertes zur Misteltherapie in der Naturheilkunde

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Die Mistel gehört zur Familie der Sandelholzgewächse. Unter ihrem wissenschaftlichen Namen Viscum album hat sie sich längst einen wichtigen Platz in der Komplementärmedizin erobert und wird seit vielen Jahren unterstützend bei zahlreichen Erkrankungen eingesetzt. Das Kraut sowie die Blätter und Zweige der Mistel werden in vielfältiger Form in der Homöopathie eingesetzt. Die Beerenfrüchte der Mistel enthalten für Menschen giftige Stoffe. Der Lebenszyklus der Natur hat es so vorgesehen, dass diese Beeren für die Vogelwelt geschaffen wurden.

Eine Außenseiterin in der botanischen Welt

Die Mistel kann zweifellos als außergewöhnliche Pflanze angesehen werden. Im Gegensatz zu ihren Artgenossinnen verwurzelt sie sich nicht im Boden, sondern siedelt sich weit oben in Bäumen an. Was sie an Wasser und Nährstoffen benötigt, nimmt sie sich direkt von ihren Gastgebern. Sobald sie jedoch Blätter gebildet hat, übernehmen diese dann die Eigenversorgung der Mistel. Besonders wenn die Herbergsbäume im Herbst ihre Blätter verlieren, sind die strauchartigen Mistelsträucher hoch oben in den Wipfeln gut zu erkennen. Aus der Ferne sehen sie wie große Vogelnester aus. In Städten sind sie bevorzugt in hohen Pappeln in der Nähe von Gewässern zu finden, da die Mistel eine hohe Luftfeuchtigkeit für ihr Wachstum braucht.

Aufgrund der herausragenden Lebensart der Mistel hoch in den Bäumen wurden ihr lange Zeit magische Kräfte nachgesagt. Diese brachten ihr zusätzliche Namen wie Himmelskind, aber auch Hexenbesen oder Drudenfuß ein. Mistelzweige, die zur Jahreswende über Haustüren hängen, bringen Glück und schützen vor bösen Geistern. Dieser britische Brauch wird noch heute in Großbritannien bewahrt und konnte auch nach Deutschland überliefert werden.

Eine weitere Besonderheit der Mistel ist, dass sie im Winter blüht und Früchte trägt. Im Kreislauf der Natur hat sie damit jedoch eine wertvolle Aufgabe übernommen. Ihre erbsengroßen, blass weißen Früchte dienen in der kalten Jahreszeit vielen Vogelarten als Nahrungsquelle. Und so sind es die Vögel, die mit ihren Ausscheidungen dafür sorgen, dass unverdauter Samen zur nächsten Mistelgeneration auf den Bäumen heranwachsen kann. Von diesem faszinierenden Zusammenspiel profitiert letztendlich auch der Mensch, der die Mistelpflanze in der Alternativmedizin für vielerlei Erkrankungen seit langer Zeit zu schätzen weiß.

Historische Hintergründe der Heilpflanze Mistel

Schon lange vor der Entstehung des Christentums sprachen die Kelten einem speziell aus Mistelzweigen zubereiteten Trank eine verstärkte Fruchtbarkeit zu. Die Ernte der Mistelzweige erfolgte mit größter Bedachtsamkeit und goldenen Sicheln. Schließlich galt die Mistel als eine magische Pflanze, deren Wirkung verloren ging, sobald sie bei der Ernte zu Boden fiel. Deshalb sollte sie auch Epileptiker vor dem Umfallen bewahren. Im Altertum und in der Antike war der Glaube an die Wirkung natürlicher Heilpflanzen generell sehr stark ausgeprägt. Dies steht auch in vielen asiatischen Ländern seit Jahrtausenden außer Frage. Den Weg in die unterstützende Krebsbehandlung fanden Mistelpräparate in Deutschland vor rund 100 Jahren. Auch die ganzheitliche Betrachtung von Körper, Geist und Seele wird von vielen Medizinern heute als selbstverständlich betrachtet.

Was macht die Mistel zur Heilpflanze?

Die Mistel ist eine sehr eiweißreiche Pflanze. Bis zu 600 verschiedene Eiweiße (Viscotoxine) in sehr unterschiedlichen Zusammensetzungen zeichnen die Mistel aus. Sie ist ferner reich an Lektinen, Enzymen, Fetten, Flavonoiden, Kalium und Phosphat und Proteinen. Die besondere Wirkung der Heilpflanze geht von den Viscotoxinen und Lektinen aus. Lektine sind Glykoproteine, die das Immunsystem und die Abwehrkräfte stärken und gleichzeitig das Wachstum von Tumorzellen senken. Die Flavonoide sorgen für eine beruhigende Wirkung. Sie fördern die Durchblutung und haben sich als entzündungshemmend erwiesen.

Die Mistel in der Alternativmedizin

Mistelpräparate gibt es als Ampullen, Dragees, Tropfen und Injektionslösungen. Schon die berühmte Hildegard von Bingen nutzte den Sud aus Mistelzweigen und -blättern bei Erfrierungen. Auch wenn Mistelpräparate nicht verschreibungspflichtig sind, sollten Sie sie nicht ohne vorherige Rücksprache mit einem Arzt, der auch mit Naturheilverfahren vertraut ist, einnehmen. Er kann das Zusammenwirken mit anderen Medikamenten und deren Inhaltsstoffen sowie den zu erzielenden Nutzen am besten beurteilen. Eine Misteltherapie hat sich jedoch bei vielfältigen Erkrankungen und Beschwerden als sehr hilfreich erwiesen. Sebastian Kneipp beispielsweise nutzte Misteln als blutstillende Maßnahme.

Hier einige weitere Beispiele zur Wirkung der Mistel bei:

– Bluthochdruck
– Menstruationsbeschwerden
– Kopfschmerzen
– Schwindel
– Heuschnupfen
– Arthrose und Rheuma
– Entzündungen
– Herzschwäche
Schmerzlinderung
– Zur Unterstützung von Chemo– und Strahlentherapien.

Ein kalt aufgesetzter Tee aus Mistelkraut ist gut für den Stoffwechsel und regt den Blutdruck an. Mischungen mit anderen Teesorten sind ebenfalls möglich. Misteltee ist ferner hervorragend für Umschläge geeignet und kann als Zusatz im Badewasser genutzt werden. Die Mistelpflanze wird ferner zur Herstellung von Salben verwendet.

Misteltherapie bei Krebserkrankungen

In Deutschland, Österreich und der Schweiz erhalten etwa 40 – 50 % der Krebspatienten eine komplementäre Misteltherapie. Sie dient dabei als ergänzende Behandlungsform zur Stärkung des Immunsystems. Die Misteltherapie ersetzt keine medizinischen Behandlungen bei Krebs wie Operationen, Chemo– und Strahlentherapien. Da diese jedoch sehr belastend für Patienten sind, hilft eine Misteltherapie Krebspatienten, ihr strapaziertes Immunsystem zu stärken. Eine begleitende Misteltherapie bei Krebserkrankungen ist nur in Form von Injektionslösungen zugelassen, die direkt unter die Haut gespritzt werden.

Die Misteltherapie ist auf Rudolf Steiner, den Begründer der Anthroposophie, zurück zu führen. Er vertrat die Theorie, dass die Mistel Tumorzellen im menschlichen Körper ihre Energie entziehen könne und sie dadurch schwäche. Genau so wie sie an Bäumen schmarotzt und ihnen ihre Nährstoffe entreißt. Auf diese Weise könne auch Tumoren der Nährboden entzogen werden. Leider gibt es für diese interessanten Berührungspunkte bis heute keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege. Im letzten Jahrhundert wurden zahlreiche Studien durchgeführt und enorme Fortschritte in der Krebsbehandlung erzielt. Doch bei der wie von Steiner beschriebenen Wirkung besteht nach wie vor Uneinigkeit zwischen den Wissenschaftlern der Schulmedizin und Vertretern der Alternativmedizin. Daher kann eine Misteltherapie nur als ergänzende Unterstützung zur Stärkung des Immunsystems verwendet werden. Hier trägt sie jedoch unbestritten zu einer deutlichen Besserung der Lebensqualität der betroffenen Menschen bei und konnte so zu einer Standardtherapie zur Krebsabwehr etabliert und wissenschaftlich belegt werden.

Risiken und Nebenwirkungen einer Misteltherapie

Da die Mistel sehr vielfältig eingesetzt werden kann, müssen Sie deutlich unter ihren unterschiedlichen Risiken und Nebenwirkungen entscheiden. So darf bei Hirntumoren und Leukämie eine Misteltherapie nicht in Erwägung gezogen werden. Schwangere und stillende Frauen sollten ebenfalls von Mistelpräparaten Abstand halten. Dies gilt auch für Menschen mit hohem Fieber. Aufgrund des hohen Eiweißreichtums der Mistelpflanze ist sie für Patienten, die empfindlich auf Eiweißzufuhren reagieren, ebenfalls nicht geeignet. Die Inhaltsstoffe der Mistelpräparate hängen ferner von ihrer Baumsorte ab, in der sie sich eingenistet haben, ihrer Lage und sehr unterschiedlichen Eiweißgehalten.

Die Mistel lässt sich in vielen Bereichen des Lebens als Heilpflanze einsetzen. Gerne geben auch Apotheken darüber Auskunft. Bei einer Misteltherapie zur Ergänzung einer Krebsbehandlung dürfen Sie jedoch nicht zu Eigenmaßnahmen greifen, sondern sich von Ihrem Arzt, der idealerweise mit der Komplementärmedizin vertraut ist, beraten lassen.

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Beitragsbild © Hans / Pixabay
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