Reizdarm bei Kindern – die häufigste Erkrankung des Verdauungstraktes

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Sehr viele Kinder leiden an verschiedenen Verdauungsstörungen. Diese können sowohl auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen, als auch harmlos sein. Dauern die Verdauungsstörungen länger an, werden chronisch-funktionelle Bauschmerzen vermutet. Bei diesen werden keine physischen Ursachen festgestellt. Bis es jedoch soweit ist, ist ein langer Weg nötig. Denn einerseits wird der Alltag der betroffenen Kinder durch die Beschwerden sehr stark beeinträchtigt und andererseits ist die Diagnostik selbst mit langwierigen diagnostischen Maßnahmen verbunden.

Ursachen eines Reizdarms

Obwohl sich verschiedene Ärzte und Wissenschaftler schon lange mit dieser Frage beschäftigen, ist bisweilen unklar, was den Reizdarm auslöst. Klar ist nur, dass eine Funktionsstörung des Verdauungstraktes vorliegt. Doch es wurden bisher keine nachweisbaren Ursachen nachgewiesen.

Im Rahmen mehrerer Studien wurde festgestellt, dass eine intakte Darmflora die wichtigste Voraussetzung für eine gute Verdauung ist. Der Darm eines Neugeborenen ist zunächst unbesiedelt von Bakterien und wird erst mit der Zeit von diesen besiedelt. So wundert es nicht, dass gerade Babys von Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen geplagt werden.

Gene werden ebenfalls als möglicher Ursacher untersucht. Doch es wurden noch keine Gene gefunden, welche im Zusammenhang mit dem Reizdarm stehen. Tatsache ist nur, dass Kinder von Eltern, welche ebenfalls am Reizdarm leiden, häufiger vom selben Problem betroffen sind als die Kinder von Eltern ohne Verdauungsprobleme.

Stress gilt als einer von wichtigen Faktoren im Zusammenhang mit dem Reizdarm. So wird gerade Stress als Trigger für Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt angegeben. Doch da dieser nur im Zusammenhang mit anderen Faktoren eine große Rolle spielt, kann er nicht allein als Ursache für den Reizdarm angesehen werden.

Symptome des Reizdarms

Im Kindesalter klagen Kinder sehr oft über Bauchschmerzen. Diese können auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen, können jedoch auch vollkommen harmlos sein. Um die organischen und psychisch-psychiatrischen Ursachen für Bauchschmerzen auszuschließen, sind ausgedehnte diagnostische Maßnahmen erforderlich. Dies bedeutet für Kinder in erster Linie, dass neben dem häufigen Fehlen in der Schule aufgrund der Schmerzen und der Verdauungsbeschwerden auch mit häufigen Ärztebesuchen zu rechnen ist.

Die Symptome des Reizdarms sind vielfältig. Zu diesen zählen am häufigsten folgende Symptome:

– Änderung der Stuhlfrequenz mit 4 oder mehr Stühlen pro Tag oder mit 2 oder weniger Stühlen pro Woche
– Chronische Bauchschmerzen
– Bauchschmerzen, welche nach Entleerung des Stuhlgangs verschwinden
Schleimauflagerungen im Stuhlgang
– Gesteigerter Stuhlgang oder ein Gefühl der inkompletten Entleerung
– Völlegefühl oder geblähtes Abdomen
Appetitlosigkeit
– Erbrechen
– Übelkeit
– Kopfschmerzen
Photophobie oder Blässe.

Diagnostik

Starke Bauchschmerzen sowie verschiedene Verdauungsstörungen sind immer ein Hinweis darauf, dass das Kind zum Arzt muss. Im Rahmen der Diagnostik werden alle möglichen organischen Ursachen überprüft.

In diesem Sinne ist in erster Linie die Anamneseerhebung aufschlussreich, da im Rahmen dieser Alarmsymptome ausgeschlossen werden. Zudem müssen bei den betroffenen Kindern Wachstums- und Gewichtskurven angelegt, damit mögliche Abweichungen erkannt werden können.

Sehr häufig sind im Rahmen der Basisuntersuchung auch folgende Untersuchungen notwendig:

– Großes Blutbild und Ermittlung der Entzündungsparameter
Zöliakieserologie
Urinstreifentest
Hämokkulttest, fäkale Entzündungsmarker, bzw. Calprotektin oder Lactoferrin

Werden bei diesen Untersuchungen Auffälligkeiten entdeckt, sind zusätzliche diagnostische Maßnahmen erforderlich, um die Ursache herauszufinden.

Wenn bei der Basisuntersuchung keine Auffälligkeiten festgestellt werden, erfolgen bei Bedarf weitere Untersuchungen. So erfordert ein Nüchternerbrechen eine adäquate neurologische Diagnostik und ggf. eine Bildgebung des Schädels und des Zentralnervensystems. Zudem kann eine kinderpsychologische Mitbeurteilung bei fehlenden organischen Ursachen und den anhaltenden Beschwerden ebenfalls sehr sinnvoll sein.

Wenn alle möglichen organischen Ursachen ausgeschlossen sind, die Beschwerden jedoch weiterhin bestehen, wird vom Reizdarm gesprochen.

Therapiemöglichkeiten beim Reizdarm

Bei organischen Ursachen, die im Rahmen der Diagnostik festgestellt wurden, orientieren sich die Therapieverfahren nach der festgestellten Grunderkrankung. Zu diesen zählen beispielsweise Zöliakie, Lactoseintoleranz, gastroösophageale Refluxkrankheit oder chronische Obstipation.

Bei chronischen Verdauungsbeschwerden ohne organische Ursachen ist in erster Linie die psychologische Unterstützung der Betroffenen und deren Familienmitglieder notwendig. Von komplementären oder alternativen Therapieverfahren wird bei Kindern abgeraten, da hierzu unzureichend Studienergebnisse vorliegen.

Durch Schmerzbewältigungsprogramme lernen die betroffenen Kinder, trotz der vorhandenen Schmerzen, den Alltag leichter zu bewältigen. Zudem ist es wichtig, diesen zu vermitteln, dass der Schmerz trotz fehlender organischer Ursachen nicht eingebildet ist, sondern tatsächlich vorliegt. In diesem Zusammenhang ist die Auseinandersetzung mit Stress sehr wichtig.

Mittlerweile wurde sogar belegt, dass verhaltenstherapeutische Konzepte mehr Erfolg bei der Beschwerdelinderung erzielt haben, als pharmakologische und alternativmedizinische Therapieansätze. So wurden in einer Studie 200 Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren mit funktionellen Bauchschmerzen untersucht. Das Ziel der Studie war es, zu untersuchen, wie effektiv eine psychologische Intervention als Therapiemöglichkeit ist. Die Studienteilnehmer nahmen an drei Sitzungen einer eine kognitiv-verhaltenstherapeutischen Familienintervention Teil. Zudem wurde ihnen das Wissen über die Anatomie des Verdauungstrakts und der Ernährungsgrundlagen vermittelt. Nach sechs Monaten wurde eine signifikante Reduktion der beobachteten Schmerzen und Symptomschwere festgestellt. Daneben wiesen einige Studien auf die positiven Effekte der Hypnoseverfahren zur Therapie der chronisch-funktionellen Bauchschmerzen hin.

Die Familienmitglieder können den betroffenen Kindern durch Ablenkung vom Schmerz helfen. Hierdurch lernen die Kinder, mit dem empfindlichen Darm besser umzugehen und weniger Aufmerksamkeit den Schmerzen zu schenken. Diverse Entspannungstechniken können ebenfalls zur Linderung der Schmerzen beitragen. Daneben können Joghurt und Pfefferminzölkapseln ebenfalls dazu beitragen, die Schmerzen zu mindern.

Gute Nachricht: Bei Kindern verschwindet das Problem sehr oft von allein

Der Reizdarm ist sowohl für die Betroffenen, als auch für deren Familienmitglieder mit viel Stress und Ängsten verbunden. Doch wenn Kinder an Reizdarm leiden, besteht eine große Chance, dass das Problem mit der Zeit von alleine verschwindet. Bei Kindern ist der Magen-Darm-Trakt noch nicht vollkommen entwickelt, sodass durch das Wachstum des Kindes und die Entwicklung des Magen-Darm-Traktes die Beschwerden sehr oft einfach verschwinden.

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Weitere Informationen

Quellen:

Bufler, Philip et.al.: Chronische Bauchschmerzen bei Kindern und Jugendlichen. In: https://www.aerzteblatt.de/archiv/87642/Chronische-Bauchschmerzen-bei-Kindern-und-Jugendlichen (letzter Zugriff: 28.05.2019)
Enz, Romina: Reizdarm bei Kindern und Babys: Was Sie darüber wissen müssen, In: https://www.mutter-kind-gesundheit.de/kindergesundheit/krankheiten/magen-darm/reizdarm/
– Kinderärzte im Netz.de: Bauchschmerzen durch „Reizdarm„: Entspannung, Joghurt und/oder Pfefferminzöl können helfen, In: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/bauchschmerzen-durch-reizdarm-entspannung-joghurt-undoder-pfefferminzoel-koennen-helfen/
P.Layer et.al (2011): S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs– und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM), In: https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2016/11/Leitlinie_Reizdarmsyndrom.pdf (letzter Zugriff: 28.05.2019)

Beitragsbild © RachelBostwick / Pixabay
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