Personalisierte Tumortherapie – Big Data strukturieren

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Die Digitalisierung unserer Gesellschaft führt zu einer regelrechten Explosion von Daten in allen Bereichen des Lebens. Big Data – so das Schlagwort für die enorme Datenfülle, die stetig weiterwächst – birgt enorme Chancen, ist aber auch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Dies gilt insbesondere für die moderne Medizin und ganz speziell für die Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen.

Datenaufbereitung – eine Herausforderung in der Medizin

Ein Manko besteht derzeit in der Medizin noch darin, dass die erhobenen Daten nicht konsequent strukturiert und aufbereitet werden und das sich daraus ergebende Wissen nicht zur Anwendung gebracht wird. Denn die Übermittlung von Befunden erfolgt laut Professor Dr. Christof von Kalle vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) noch überwiegend analog und althergebracht mit Stift und Papier oder durch die mündliche Weitergabe von Informationen. „Die so übermittelten Daten sind jedoch kaum nachvollziehbar und schwierig zu speichern“, erklärte Professor von Kalle in einem Interview. Damit aber geht aus seiner Sicht wertvolles Wissen verloren und die Chance auf Fortschritte bleibt oft ungenutzt.

Die Behandlung von Tumorerkrankungen basiert zudem wesentlich auf den Ergebnissen von kontrollierten klinischen Studien. Für die Teilnahme an solchen Studien werden strenge Einschlusskriterien formuliert, in aller Regel nehmen Patienten teil, die keine relevanten Begleiterkrankungen haben und in einem guten Allgemeinzustand sind. Der Realität entspricht das nach Professor von Kalle nicht, es handelt sich vielmehr „um ein künstliches Szenario“.

Daten aus Studien und reale Therapieergebnisse zusammenführen

Um eine optimale Behandlung zu gewährleisten, müssen aus seiner Sicht deshalb auch Therapieergebnisse aus dem realen Praxisalltag berücksichtigt werden und ebenso die Beobachtungen zum Krankheitsgeschehen beim individuellen Patienten. „Die Daten liegen vor, sind allerdings noch unstrukturiert und werden nicht miteinander verknüpft“, moniert der Wissenschaftler. Durch die im medizinischen Alltag, in klinischen Studien und auch in Genanalysen gewonnenen Informationen steigt nicht nur die Quantität, sondern zugleich die Komplexität der verfügbaren Daten rasant an.

Big Data stellt laut von Kalle die Medizin damit vor neue Herausforderungen im Datenmanagement, wobei auch der Datenschutz zu berücksichtigen ist. So ist es selbstverständlich, dass die Gesundheitsdaten der Patienten geschützt sein müssen. Es darf aber nicht zu einer „Überregulierung“ kommen, die eine Nutzung der Informationen für eine Optimierung der Behandlung unmöglich macht. Als potenzielle Lösung schwebt Professor von Kalle eine Art „Data Box“ vor. Es handelt sich dabei um ein System, bei dem die komplexen Gesundheitsdaten aus verschiedenen Quellen auf einer patientenzentrierten Plattform verwaltet werden, wobei der Patient die Daten bei Bedarf zugänglich machen kann.

Big Data – Basis einer personalisierten Krebstherapie

In eine solche Data Box könnten auch die Ergebnisse von Genanalysen eingehen, wie sie inzwischen dank der modernen Technologien in vergleichsweise kurzer Zeit zu realisieren sind. So können Tumorproben eines individuellen Patienten auf hunderte von möglicherweise an der Tumorentwicklung beteiligten Genmutationen untersucht werden. Die Ergebnisse solcher Analysen können deutlich machen, welche Fehlregulation im individuellen Fall die Tumorentstehung verursacht hat und die krankhafte Vermehrung der Tumorzellen antreibt. Auf der Basis solcher Kenntnisse können dann im individuellen Fall zielgerichtet Therapieverfahren zum Einsatz kommen, von denen der Patient mit hoher Wahrscheinlichkeit profitieren wird.

Die Verknüpfung der Studienergebnisse mit den durch Genanalysen ermittelten Informationen über die molekularen Marker und somit die Hintergründe des individuellen Krankheitsgeschehens sind laut Professor von Kalle von zentraler Bedeutung. Sie sind der Grundstein für Fortschritte in der Krebsmedizin und für eine personalisierte Krebstherapie – also für eine Tumorbehandlung, bei der der jeweilige Patient Therapeutika erhält, die zielgenau gegen die im individuellen Fall festgestellte Fehlregulation gerichtet sind.

Mit freundlicher Unterstützung der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen

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Beitragsbild © Roche
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