Primär Progrediente MS (PPMS) – Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten

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Bei der Primären Progredienten MS, kurz auch PPMS genannt, handelt es sich um eine seltene Form der Multiplen Sklerose, unter der etwa 10 % aller MS Erkrankten leiden. Der wichtigste Unterschied ist hierbei, dass die PPMS nicht schubartig verläuft, wie dies in der Regel bei der Multiplen Sklerose der Fall ist, sondern schleichend und allmählich fortschreitend. Aus diesem Grund wird die PPMS oft am Anfang auch gar nicht als MS erkannt, Sie fühlen sich schlecht und bemerken Veränderungen an sich, aber aufgrund der fehlenden Schübe kann keine entsprechende Diagnose gestellt werden.

Die ersten Anzeichen einer PPMS

Es gibt Anzeichen, die darauf hinweisen können, dass Sie an PPMS, der schleichenden Version der MS erkrankt sind. So weisen vor allem ein unsicherer Gang oder Greifstörungen auf diese Erkrankung hin. Wichtig ist hierbei zu erkennen, dass diese Anzeichen ab einem bestimmten Zeitpunkt stetig auftreten. Höhen oder Tiefen sind hierbei nicht erkennbar. Können Sie daher auf einmal nicht mehr richtig zugreifen, dann wird sich das bei einer PPMS-Erkrankung nach wenigen Wochen nicht wieder erledigt haben. So können Sie eine PPMS an den folgenden Symptomen erkennen:

  • beginnt in der Regel ab dem 40. Lebensjahr
  • es treten kaum bis keine Schübe auf
  • Symptome verändern und verschlechtern sich schleichend
  • Symptome, wenn einmal aufgetreten, werden sich nicht zurückbilden
  • Einschränkungen beziehen sich vor allem auf den motorischen Bereich

Die Charakteristik bei PPMS

Auch wenn das Fortschreiten von PPMS deutlich langsamer ist, als bei einer MS, so kommt es dennoch nicht mehr zu einer Rückbildung, wenn einmal neurologische Schäden aufgetreten sind. Das heißt, können Sie nicht mehr richtig greifen, dann werden die Symptome schleichend schlechter, einen normalen Zustand Ihres Arms und Ihrer Hand werden Sie dann nicht mehr erlangen. Anders sieht dies bei den Schüben bei einer MS aus. Hier können die Beschwerden nach einem Schub wieder abklingen und komplett verschwinden, bis ein nächster Schub kommt, der dann allerdings an ganz anderen Stellen am Körper Beschwerden machen kann. So ist die PPMS zwar deutlich unauffälliger, dadurch aber leider nicht weniger harmlos und wird vor allem durch diese Unauffälligkeit häufig zu spät erkannt. Eine weitere Charakteristik bei PPMS ist, dass diese gleichmäßig bei Männern und Frauen auftritt, wohingegen die remittierende MS bei Frauen doppelt so häufig auftritt. Zudem beginnt die PPMS in fast allen Fällen (etwa 85 %), mit Störungen im Gehapparat. So fällt es Ihnen im Falle einer Erkrankung am Anfang vielleicht schwer, die Treppen zu steigen und Sie stolpern öfters. Doch aufgrund solcher Anzeichen wird in der Regel kein Arzt aufgesucht. Daher kann sich ungehindert die spastische Paraparese entwickeln, bei der es sich um eine Beinsteifheit handelt.

Weitere Symptome der PPMS

Auch an weiteren Symptomen, die allerdings nicht so häufig auftreten, wie die Beinsteifheit, können Sie die beginnende PPMS erkennen. Hierzu gehört eine Halbseitenschwäche. Diese wird häufig mit einem Schlaganfall verwechselt. Auch ein schwankender und unsicherer Gang ist ein Hinweis, dass es sich um PPMS handeln könnte. Der Grund hierfür liegt darin, das die PPMS im Rückenmark manifestiert ist und es nicht am Gehirn liegt, dass die Krankheit ausbricht. Daher werden Sie bei der Erkrankung zwar auch häufig Probleme mit Darm, Blase und den Sexualfunktionen haben, nicht aber mit Defiziten in der Konzentration oder dem Gedächtnis, wie es oft bei der MS vorkommt.

Die Unterschiede von PPMS zu anderen MS-Formen

Meist sind die an PPMS erkrankten Betroffenen älter, als bei einer schubförmigen MS. Entstandene Symptome bilden sich in der Regel nicht zurück. Werden in einer Behandlung mit dem Kernspintomogramm Herde nachgewiesen, sind diese weniger häufig und auch kleiner, als bei der schubweise verlaufenden MS. Dies liegt vermutlich daran, dass andere feingewebliche und immunologische Vorgänge im Körper der an PPMS Erkrankten ablaufen. Die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Typen der MS ist jedoch aus dem Grund der Behandlung besonders wichtig. Denn viele Studien haben ergeben, dass die Medikamente, die bei einem schubartigem Verlauf der MS gegeben werden, bei der PPMS keinerlei Wirkung zeigen und daher hier auch gar nicht eingesetzt werden sollten.

Therapie und Heilungschancen bei der PPMS

Kommt ein Patient mit Gehbeschwerden in die Praxis, muss der behandelnde Arzt als erstes ausschließen, dass es sich nicht um eine Verengung des Rückenmarkskanals (Spinalkanalstenose) handelt oder ein Vitamin-B12-Mangel vorliegt. Denn diese beiden Erkrankungen erzeugen ähnliche Symptome, wie dem schwankenden Gang oder dem Erschwernis beim Treppensteigen. Wurde eine PPMS eindeutig erkannt, dann gibt es heute eine neue Therapieform. Denn bis vor kurzem war keine wirksame und wissenschaftlich belegte Therapie bekannt. Nun wurde jedoch die B-Zell-Therapie zugelassen, die die Krankheit zum Positiven beeinflussen kann. Eine Heilung der PPMS ist jedoch nicht möglich, die Symptome und Ihr Verlauf können nur verlangsamt werden. Je früher daher auch die Symptome als solche einer PPMS erkannt werden, desto größer ist für Sie die Chance, dass das Fortschreiten nur noch sehr langsam vorangeht.

Was Sie als Patient selbst tun können

Erhalten Sie die B-Zell-Therapie, so können Sie selbst aber auch den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, wenn Sie Ihren Lebensstil ein wenig ändern. So soll sich Vitamin-D günstig auf die Erkrankung auswirken. Ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft oder ein Sonnenbad täglich im Sommer können sich daher durchaus positiv auswirken. Gesunde Ernährung, ein Verzicht auf Fast-Food und mit dem Rauchen aufzuhören gehören ebenso dazu. Gerade das Rauchen kann einen chronischen schleichenden Verlauf der Erkrankung begünstigen, daher sollte hierauf der Gesundheit zu liebe auf jeden Fall verzichtet werden. Hinzu kommt, dass Sie auch negativen Stress, etwa aufgrund einer Überbelastung bei der Arbeit, auf jeden Fall vermeiden sollten. Erfolgserlebnisse aufgrund von positivem Stress sind jedoch jederzeit erwünscht.

Mit PPMS leben und sich immer wieder motivieren

Haben Sie die Diagnose PPMS erhalten, dann sollten Sie nicht „den Kopf in den Sand stecken“. Mit der richtigen Therapie und dem passenden Lebensstil können Sie auch mit der Erkrankung gut leben. Schlägt eine Therapie, die Sie gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt entwickelt haben, gut an, dann sollten Sie diese auch konsequent immer weiterführen. Wenn Sie merken, dass der schleichende Verlauf der Krankheit geringfügiger wird, ist dies die beste Motivation, weiter zu machen.

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Beitragsbild MabelAmber © / Pixabay.de
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