Was das Große Blutbild beim schweren Asthma aussagt
Asthma ist eine facettenreiche, multifaktorielle, chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die meist durch eine bronchiale Überreaktivität und/oder eine variable Atemwegsobstruktion charakterisiert ist und sich klinisch durch respiratorische Symptome wie Luftnot, Brustenge, Giemen und/oder Husten in wechselnder Intensität und Häufigkeit äußern kann.1
Asthma zählt zu einer der häufigsten chronischen Erkrankungen: So wurde im Jahr 2019 die Zahl der Menschen mit Asthma weltweit auf 262 Millionen geschätzt2, in Deutschland allein leiden 6,7 Mio. der Menschen unter Asthma – dabei kam es in den Jahren 2010 – 2019 zu einer Zunahme an Betroffenen von 17 %.3
Asthma-Unterteilung
Die Erkrankung kann unterteilt werden in Allergisches Asthma, welches häufig schon im frühen Kindesalter an eine Allergie geknüpft ist, und Intrinsisches Asthma. Dieses zeichnet sich durch einen Beschwerdebeginn ab dem 18. Lebensjahr aus, ist in der Regel nicht mit Allergien assoziiert1 und kann u.a. durch Infektionen der Atemwege, Triggerfaktoren und vieles mehr ausgelöst werden.4
Eine wichtige Einordnung des Asthmas, die sogenannte Phänotypisierung, richtet sich unter anderem nach der Menge an nachgewiesenen Eosinophilen. Diese Blutzellart spielt eine Schlüsselrolle bei entzündlichen Prozessen und ist ein wichtiger Marker bei bestimmten Asthmatypen. Die Unterscheidung erfolgt vor allem anhand von Eosinophilenmessungen im Differentialblutbild (Diff-BB).1
Beim eosinophilen-Asthma liegt oftmals ein schweres unkontrolliertes Asthma vor, das sich durch häufige Krankheitsschübe (Exazerbationen) und schwere Symptome, sowie gutes Ansprechen auf Kortison zeigen kann.1
Bedeutung des Differentialblutbildes
Das Differentialblutbild unterscheidet die einzelnen Zellkomponenten des Blutes. Dabei werden die Zahlen und Anteile an Erythrozyten, Leukozyten (weiße Blutkörperchen) wie Neutrophile, Lymphozyten, Monozyten, Eosinophile und Basophile in einer definierten Blutmenge festgestellt.
Dadurch wird ein Differentialblutbild zu einem wesentlichen Bestandteil bei der Diagnose und Überwachung von Asthma. Es hilft, verschiedene Zelltypen im Blut zu identifizieren und deren Rolle bei Entzündungen und Immunantworten zu verstehen. Insbesondere für die sogenannte Phänotypisierung des Asthmas und die anstehende Auswahl der Therapie ist es wichtig, das Differentialblutbild zu erheben.1
Eosinophile als Schlüssel zur Asthmadiagnose
Eosinophile, eine Art weißer Blutkörperchen, spielen eine zentrale Rolle im Immunsystem, insbesondere bei allergischen Reaktionen und Entzündungsprozessen. Diese Zellen sind besonders relevant bei der Diagnose und dem Management der chronischen Atemwegserkrankung Asthma.
Insbesondere beim eosinophilen Asthma sind erhöhte Eosinophilenwerte im Blut zu beobachten. Diese Art von Asthma ist durch besondere Entzündungsprozesse charakterisiert, die durch Eosinophile vermittelt werden. Solche Entzündungsprozesse führen oft zu schwereren und häufigen Asthmaanfällen (Exazerbationen), häufig auch einer Therapie mit Kortison und erfordern spezielle zielgerichtete Therapieansätze.1
Kortison beim Asthma – Fluch und Segen zugleich
Für Kortison ist bekannt, dass es über lange Zeiträume Nebenwirkungen hervorrufen kann. Typische Nebenwirkungen sind u. a. Gewichtszunahme, Bluthochdruck, Osteoporose, ein erhöhtes Infektionsrisiko oder Magen-Darm-Beschwerden wie Magengeschwüre oder Verdauungsprobleme. Trotzdem stellt der Einsatz von Kortison in Form von sog. Oralen Corticosteroiden (OCS) oder Inhalativen Corticosteroiden (ICS), je nach Schwere der Erkrankung und für die Behandlung eines Akutfalls ein wesentliches und oft unverzichtbares Therapiemittel dar.
Darum ist es wichtig, die Dosierung und Dauer der Kortisonbehandlung sorgfältig zu steuern und regelmäßig mit einem Arzt zu besprechen, um das Risiko und den Schweregrad dieser Nebenwirkungen minimieren zu können.
Schweres Asthma und seine Therapieoptionen
Nach Schätzungen weisen bis zu 10 % der Asthma-Patient:innen ein schweres Asthma auf.5 Etwa 1,2 Millionen Menschen können den Stufen 4 und 5 nach GINA (Global Initiative for Asthma) zugeordnet werden.6
Die Leitlinien empfehlen bei Patient:innen der höchsten Stufe 5 eine Vorstellung bei einer/m Pneumolog:in.1,4 In diesem Rahmen können die Kriterien für den Einsatz von Biologika geprüft werden, die in Stufe 5 einer Therapie mit oralen Corticosteroiden (OCS) vorzuziehen sind.4
Doch noch immer werden allein in Deutschland über 100.000 Asthma-Patient:innen7 mit OCS therapiert. Dabei ist bekannt, dass eine OCS-Therapie mit schweren Nebenwirkungen verbunden sein kann – und das bereits bei niedriger Dosierung und bei kurzzeitiger Anwendung.8–11 Trotz maximaler inhalativer Therapie weisen bis zu 50 % aller Patient:innen mit moderatem bis schwerem Asthma ein unkontrolliertes Asthma auf.12 Das kann mit einem hohen Risiko von Krankenhausaufenthalten und hohen Gesundheitskosten verbunden sein.13
Fortschritte in der Behandlung
Das Verständnis der Entzündungsreaktionen beim Asthma hat zu neuen Behandlungsmethoden geführt, darunter der Einsatz von Biologika. Diese Medikamente zielen auf Eosinophile, Alarmine und weitere Interleukine ab und können so entzündliche Prozesse im Körper eindämmen und Symptome reduzieren.
Zukunftsaussichten
Mit der weiteren Erforschung der Mechanismen beim Asthma sind in der Zukunft noch gezieltere und wirksamere Behandlungsansätze zu erwarten. Dies könnte die Möglichkeit eröffnen, Therapien noch individueller zuzuschneiden und damit die Lebensqualität von Asthmapatienten signifikant zu verbessern.
Eosinophile im Differentialblutbild sind somit nicht nur ein einfacher Marker, sondern ein entscheidendes Instrument für eine zielgerichtete Diagnose und Behandlung von Asthma. Sie helfen, die Krankheit besser zu verstehen und neue Wege zur Linderung der Symptome zu finden, die den Verzicht auf traditionelle Behandlungsmethoden wie Kortison ermöglichen.
Die medikamentöse Therapie des Asthmas sollte regelmäßig durch nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen, wie z. B. Asthma-spezifische Schulungen, körperliches Training und Atemphysiotherapie, ergänzt werden.4 Die Ziele der nicht-medikamentösen Maßnahmen sind u. a. die Stärkung der Krankheitsbewältigung und des Selbstmanagements der Patient:innen.4
Mit freundlicher Unterstützung durch AstraZeneca. Freigabenummer: DE-80169
Referenzen
1 Lommatzsch M et al. S2k-Leitlinie zur fachärztlichen Diagnostik und Therapie von Asthma 2023. Online verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/020-009l_S2k_Fachaerztliche-Diagnostik-Therapie-von-Asthma_2023-03.pdf (letzter Zugriff: 21.02.2024).
2 Global Asthma Network, The Global Asthma Report 2022. Online verfügbar unter: http://globalasthmareport.org/resources/Global_Asthma_Report_2022.pdf (letzter Zugriff: 20.02.2024).
3 Gillissen A et al. Weißbuch Lunge 2023; Taube C et al ERJ Open Res. 2019; 5:00092–2019.
4 Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma – Langfassung, 4. Auflage. Version 1. 2020 Online verfügbar unter: https://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/asthma/asthma-4aufl-vers1-lang.pdf (letzter Zugriff: 07.03.2024).
5 Global Initiative for Asthma. Global Strategy for Asthma Management and Prevention. Updated 2023. Online verfügbar unter: https://ginasthma.org/wp-content/uploads/2023/07/GINA-2023-Full-report-23_07_06-WMS.pdf (letzter Zugriff: 20.02.2024).
6 Xenda GmbH (Xcenda). Analyse der Prävelenz und Inzidenz von Patienten mit schwerem Asthma anhand von GKV-Routinedaten zur Unterstützung des Modul 3 einer frühen Nutzenbewertung nach § 35a SGB V. Xcenda GmbH. 2017;5.
7 102.758 Patient:innen mit schwerem Asthma gemäß AstraZeneca-Analyse auf Basis von IQVIA Severe Asthma Analysis und Market Assessment Mild Asthma Analysis; Zeitraum: MAT 09/2017.
8 Amelink M et al. Respir Med. 2014;108:438–444.
9 Sweeney J et al. Thorax. 2016;71:339–346.
10 Zazzali JL et al. Allergy Asthma Proc. 2015;36(4):268–274.
11 Waljee AK et al. BMJ. 2017;357:j1415.
12 Czira A et al. Respir Med. 2021;191:106670.
13 Menzies-Gow A et al. Respir Res. 2020;21(1):268.