Weißer Hautkrebs – Gezielter Einsatz gegen den Krebs

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Zehntausende Menschen sterben täglich weltweit an Krebs, die Zahl der diagnostizierten Fälle steigt stetig an. Neuerkrankungen werden die Menschen auch in den nächsten Jahren begleiten.

Die Gründe sind vielfältig, vom Rauchen und übermäßigen Alkoholgenuss über unausgewogene Ernährung und Übergewicht bis hin zu genetischen Defekten, die Krebs auslösen können. Und doch steigt die Chance auf eine effektive Therapie: Noch nie waren die Behandlungsmöglichkeiten so umfassend erforscht, noch nie standen so viele innovative Therapien zur Verfügung.

Die Onkologie insgesamt steht vor einem bedeutenden Strategiewechsel: statt der früher üblichen Chemotherapie, die pauschal gegen alle sich teilende Zellen eingesetzt wird, kommen zunehmend Medikamente zum Einsatz, die ganz gezielt bestimmte, individuelle Eigenschaften der Tumorzellen attackieren. Damit kann bereits heute die Wirksamkeit verstärkt werden, oft bei reduzierten Nebenwirkungen.

Beispiel Weißer Hautkrebs

Das Basalzellkarzinom ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung der Haut: Bei immerhin acht von zehn Patienten lautet die Diagnose weißer Hautkrebs. In Deutschland erkranken jedes Jahr mindestens 130.000 Menschen daran. Werden auch Rückfälle mitgezählt, sind es sogar mehr als 200.000 Betroffene.

Verschiedene Formen von Hautkrebs - Infografik

Verschiedene Formen von Hautkrebs (Foto: © Roche)

Die sogenannten Basalzellen, die knapp unterhalb der sichtbaren Oberhaut liegen, vermehren sich dabei unkontrolliert. Das Krebsgeschehen überwindet die natürlichen Kontrollmechanismen, sodass das Zellwachstum entartet. Durch eine Entgleisung von Wachstumssignalen innerhalb der Zellen bildet sich mehr und mehr Gewebe. Meist tritt der Tumor an den sogenannten Sonnenterassen des Körpers auf, also jenen Stellen, die besonders intensiv dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Wer seinen Körper sehr häufig oder intensiv der UV-Strahlung aussetzt, erhöht sein Risiko zu erkranken

Das Basalzellkarzinom wächst langsam. Wird es früh erkannt und operativ entfernt, ist die Prognose gut. Rund 99 % der Patienten werden geheilt. Etwa jeder hundertste Patient entwickelt allerdings ein fortgeschrittenes Basalzellkarzinom, das sich weiter ausbreitet, sowohl an der Oberfläche als auch in der Tiefe. Der sich langsam entwickelnde Krebs zerstört das umliegende Gewebe, also Haut, Knorpel und Knochen. So kann der Tumor zu schweren Entstellungen und Schäden führen – bis hin zum Verlust von Auge, Ohr oder Nase. In seltenen Fällen breitet sich der Tumor auf andere Organe aus und es bilden sich Metastasen.

Basalzellkarzinom am rechten Auge

Basalzellkarzinom am Auge. Dank medikamentöser Therapie konnte eine riskante Operation vermieden und das Auge erhalten werden.

Wenn eine Operation dann nicht mehr in Frage kommt, bietet eine medikamentöse Behandlung Hoffnung: Eine zielgerichtete Therapie zur Einnahme als Kapsel bekämpft den weißen Hautkrebs bei einem Großteil der Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung.

Gezielter Eingriff ins Tumorgeschehen beim fortgeschrittenen Basalzellkarzinom

Bei mehr als neun von zehn Patienten ist auch hier die Steuerung innerhalb der Tumorzellen gestört. Der sogenannte Hedgehog-Signalweg löst unkontrolliert Wachstumssignale innerhalb der Zelle aus. Daraufhin teilt sich die Zelle und der Tumor wuchert. Das Medikament unterbindet gezielt diese Signale. So gelingt es in vielen Fällen das Tumorwachstum zu stoppen und der Krebs schrumpft.

Zielgerichtet gegen bösartige Tumoren

Zielgerichtete Therapien bieten große Fortschritte in der Behandlung verschiedener Tumore. So gibt es bereits eine Therapie gegen „schwarzen Hautkrebs“, das maligne Melanom. Bei etwa der Hälfte der Patienten kommt es genetisch bedingt zur Überaktivierung eines Signalwegs innerhalb der Krebszelle und damit zu unkontrolliertem Wachstum. Wird das Signal blockiert, hört das Wachstum auf. Dadurch schmilzen Tumor und Metastasen im gesamten Körper. Auch bei einer besonderen Form von Brustkrebs wird gezielt therapiert: Die Tumorzellen etwa jeder fünften Patientin tragen Rezeptoren für den Wachstumsfaktor HER2. Werden sie durch die Erkrankung aktiviert, nimmt das Tumorwachstum besonders stark zu. Antikörper, die diese HER2-Rezeptoren gezielt blockieren stoppen das Wachstum.

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Das rät der Experte:

„Den besten Schutz vor weißem Hautkrebs bietet die persönliche Vorsorge: konsequenter Lichtschutz durch lange Kleidung und Sonnencreme. Je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten. Deshalb sind regelmäßige Screeningtermine beim Hautarzt wichtig. Erkrankte sollten unbedingt zum Arzt gehen – oft können Angehörige oder Freunde die Betroffenen von diesem entscheidenden Schritt überzeugen. Denn moderne Therapiemethoden erlauben heute ganz individuelle Behandlungen.“

Prof. Dr. med. Thomas Tüting
Direktor der Universitätshautklinik
Otto von Guerike Universität Magdeburg

Foto Lupe © Fotolia / Foto Formen Hautkrebs © Roche
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